Karlsreliquiar

Glas: Byzanz, 9./10. Jahrhundert, Goldfassung: Magdeburg (?), um 1343, Inv.-Nr. DS068
Glas, Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, geprägt, graviert, nielliert, gemugelte Edelsteine

Das Karlsreliquiar gleicht einem edlen und reich verzierten Weinglas mit Deckel. Es dient allerdings nicht als Trinkkelch, sondern als Hülle besonderer Reliquien, Schädelteilen Kaiser Karls des Großen. Ein beschrifteter Pergamentstreifen benennt diesen Inhalt. Die Bildnisbüste des Kaisers als Deckelknauf bestätigt diese bis ins 14. Jahrhundert zurückreichende Verwendung. Allerdings ist das Glas noch etwa 400 Jahre älter. Es stammt wohl aus dem Byzantinischen Reich und bekam wegen seiner außergewöhnlichen Kostbarkeit die neue Aufgabe des Reliquienbehältnisses, als sich die Verehrung Karls des Großen entfaltete. Denn der Kaiser erfuhr in Halberstadt als Bistumsgründer und – seit seiner Heiligsprechung im 12. Jahrhundert – als Heiliger eine besondere Wertschätzung. Vermutlich entstand das Reliquiar im Zuge der Karlsverehrung und der Einrichtung eines Karlsaltars um die Mitte des 14. Jahrhunderts.