Wärmeapfel

Maasgebiet oder Nordfrankreich, Ende 13. Jahrhundert, Inv.–Nr. DS014
Kupfer, vergoldet, gegossen, ziseliert und Leder, geschnitten

Fein gegossene und detailreiche Medaillons schmücken eine vergoldete Kupferkugel aus zwei hohlen Hälften: Acht Kreise umziehen die vier Evangelisten und ihre Symboltiere. Dabei trägt Johannes ungewöhnlicherweise einen Kapuzenmantel und eine Mönchfrisur. Diese Anspielung auf den Evangelisten als Schutzpatron der Geistlichen war im 13. Jahrhundert unter diesen sehr beliebt und belegt die Herstellung gezielt für einen Kleriker.

Die Kugel diente zum Erwärmen der Hände. Ihr Inneres barg heiße Kohle oder erhitzten Sand. Derartige Wärmeäpfel bilden seltene Zeugnisse mittelalterlichen Lebens, denn es haben sich überhaupt nur zehn Vergleichsbeispiele erhalten. Und nur der Halberstädter Wärmeapfel besitzt noch sein Futteral, ein Lederschnitt-Etui. Dessen Zier aus Wappenschilden und Wappentieren weist auf eine Individualfertigung für einen hohen Geistlichen des Halberstädter Domkapitels.